Was man mit „Drohnen“ alles machen kann und worauf zu achten ist…

Drohne ist ein „Kampfbegriff“ und bezieht sich eher auf Überwachungs- und Militär-UAVs (Unmannend Aerial Vehicles)
Der korrekte Begriff ist „Multi-Copter“. „Multi-„, weil es sich um mehr als einen Haupt-Rotor (anders als bei Hubschraubern) handelt.
Multi-Copter können drei, vier, sechs, acht oder mehr Rotoren haben. Ein kleiner Computer (Flugcontroller) steuert jeden einzelnen Motor synchron über sogenannte Electronic Speed Controller (ESCs), so dass der Multi-Copter abheben kann und stabil waagerecht bleibt.

Viele Multi-Copter-Arten

Grob zusammengefasst gibt es:

  • Günstige Spielzeug-Multi-Copter zum Spaßfliegen (mit WLAN-Live-Kamera oder Aufzeichnungs-Kamera). Meistens für Kinder geeignet haben sie ein Gewicht von unter 250 Gramm.Hinweis für Eltern:Kinderfinger und drehende Propeller vertragen sich nicht gut. Auch bei Spielzeugen können schnell drehende Propeller Schnittwunden verursachen, bei größeren Modellen kann das gefährlich werden. Es sollte auf Propellerschutz geachtet werden.
  • Renn Multi-Copter
    Sie dienen hauptsächlich zum Spaßfliegen und verfügen über eine FPV (First Person View) analoge Live-Video-Übertragung. Analog deshalb, damit es bei der Übertragung keinerlei Verzögerungen gibt, da das Gerät für hohe Geschwindigkeiten gebaut wurde, um Rennen durch z.B. Tore zu fliegen. Dieses Genre ist sehr experimentell und eher etwas für Bastler (Maker), da hier oft etwas kaputt geht. Diese Copter-Art – je nach Gewicht und Flughöhe – gilt bereits als Flugmodell oder noch als Spielzeug. (Achtung: Für Foto/Filmaufzeichnungen ist jenseits der 79-Joule-Grenze – siehe Präsentation – Webinar_drohnen – eine Bewilligung notwendig)
  • Semi-professionelle Consumer Foto/Film Multi-Copter (0,3 bis ca. 2kg)
    Diese Copter-Art ist mit spezieller Hardware (Gimbal) ausgerüstet, die es möglich eine hochauflösende Kamera im Flug verwacklungsfrei und horizontal zu halten, auch wenn das Fluggerät im Flug rollt oder kippt. Je nach Gewicht und Flughöhe gilt diese Copter-Art als Flugmodell oder noch als Spielzeug. (Achtung: Für Foto/Filmaufzeichnungen ist jenseits der 79-Joule-Grenze eine Bewilligung notwendig)
  • Professionelle Multi-Copter (über 2kg)
    Hier handelt es sich in den meisten Fällen um Luftfahrzeuge der Klasse 1 mit höherem Gewicht und sehr hochwertigen Nutzlasten, meistens spezialisierten Kameras für professionelle Filmproduktionen. Ihr Einsatz ist hauptsächlich kommerziell. Hier sind eine Reihe von Bewilligungen und Befähigungen (durch die Austro Control erteilt) nachzuweisen.

Bei aller Euphorie sind unbedingt vor der Inbetriebnahme eines Multi-Copters, die teilweise verwirrenden gesetzlichen Regeln zu beachten, um gefährliche Situationen zu vermeiden.

NICHT erlaubt ist (in Österreich)

  • Fliegen mit einem Startgewicht von mehr als 25kg ohne Bewilligung
  • Fliegen über No-Fly Zonen ohne Bewilligung:
    • Flughäfen und deren Umgebung (Sicherheitszonen, mindestens 2km Abstand), Flughafen Kontrollzonen bis zum Boden, Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen, Friedhöfen, dicht bebauten/besiedelten Gebieten, Menschengruppen, Naturschutzgebieten, Militärsperrzonen, Demonstrationen, Unfallorten, Autobahnen, Strassen-Kreuzungen, Schiffen, aktiven Industrieanlagen, aktiven (Atom)-Kraftwerken etc.
  • Fliegen über private Grundstücke ohne Erlaubnis des Grundeigentümers
  • Fliegen höher als 150m Höhe über Grund.
  • Fliegen weiter als 500m Umkreisradius.
  • Fliegen ohne Sichtkontakt (nur unbewaffnetes Auge), FPV-Flug mit eigener Beobachtungsperson ist jedoch möglich.
  • Filmen/Fotografieren im Flug jenseits der 79 Joule Grenze ohne Bewilligung. Siehe dazu Merkblatt BMVIT
  • Fliegen in der Nacht
  • Beim Fotografieren und Filmen sind die Persönlichkeitsrechte zu achten.

Die 79 Joule Grenze – eine eigenartige österreichische Regelung. Sie besagt, dass Multi-Copter eine „Impaktenergie“ von 79 Joule beim Absturz/Aufprall nicht überschreiten dürfen, um noch als Spielzeug zu gelten. Man geht davon aus, dass Unfälle mit einer Einschlagsenergie über 79 Joule zu tödlichen Unfällen führen können und daher den Luftfahrtsgesetzen unterliegen müssen. Spielzeuge hingegen sind davon ausgenommen.

Ein Beispiel:
Die semi-professionelle DJI Spark hat ein Standard-Gewicht von etwa 300g. Laut der 79 Joule Regel überschreitet diese bei freiem Fall ab etwa 26m Höhe 79 Joule Einschlagsenergie. Diese Regel gilt auch für die Geschwindigkeit. So kann man etwa sagen, dass die Spark (während einer Aufnahme) bei Vollgas (50km/h) nicht höher als 17m fliegen darf, um als bewilligungsfrei (Spielzeug) zu gelten. OHNE Film/Foto Aufnahme darf die Spark bis zu 150m über Grund fliegen, weil sie dann als Flugmodell gilt: Achtung, dann ist eine gesonderte Haftpflichtversicherung notwendig!

Empfehlung für angehende Multi-Copter Pilot_innen:

  • Vor dem Kauf eines Multi-Copters das Merkblatt des BMVIT genau durchlesen, nachdenken, ob die Möglichkeiten mit den eigenen Vorstellungen zusammenpassen, dann erst kaufen gehen.
  • Eventuell zuerst anhand eines günstigen Spielzeug-Multi-Copters sicher fliegen lernen
  • Fliegen auf großen, komplett freien, menschenleeren, gemähten Feldern, mit Erlaubnis des Grundeigentümers üben. No-Fly Zonen beachten.

FAQ
Darf ich mit einem Film/Foto  Multi-Copter wie z.B. DJI Spark oder DJI Mavic im Flug filmen?
Sofern sie die jeweilige 79 Joule Grenzen der Copter (Beachten! jeder hat seine eigene!) nicht überschreiten, also noch als Spielzeuge gelten – ja. Es empfiehlt sich bei Veröffentlichung der Aufzeichnung die Höhe und Geschwindigkeit eingeblendet zu halten.

Darf ich mit einem Spielzeugcopter auch kommerziell im Flug filmen?
Ja.

Darf ich mit einem Multi-copter in der Flugmodell Klasse im FPV (First Person View) Modus fliegen, obwohl dieser eine Live Kamera hat.
Ja. Sofern die Kamera nur zur Flugsteuerung verwendet wird, also der Flug nicht aufgezeichnet wird. Grundsätzlich zu beachten ist: Nicht höher als 150m Höhe und nicht weiter als 500m Distanz. Haftpflichtversicherung und eine 2. Person als Beobachter (Spotter), die ohne optische Hilfsmittel in der Lage ist, den Multi-Copter zu sehen und vor Gefahren warnen kann. Nicht zu unterschätzen sind neben tieffliegenden Flugzeugen und Helikoptern auch Vogelschwärme und Paragleiter etc.

Tipps und Tricks erfahren Sie auch in der (geschlossenen) Facebook Gruppe MCCS. Der Beitritt ist für alle Interessierten möglich.

Weitere Links

Spielzeug-Copter
https://www.conrad.at

Renn-Copter kaufen im professionellen, lokalen Fachhandel
https://redbee.de

Consumer Foto/Film-Copter
http://www.dji.com

Professionelle Cam-Copter fliegen lernen
http://www.camdrones.at/

Seriös scheinende Information zum Fotografieren mit „Drohnen“

https://blog.austria-insiderinfo.com/fotografie/fotografieren-mit-drohnen/

Behördliche Information der AustroControl
https://www.austrocontrol.at/luftfahrtbehoerde/

Fragen werden gerne vom Autor dieses Beitrags beantwortet: make@makertv.at

Hinweis:
Aufzeichnung des Webinars vom 6.7. zum Thema


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Harald Russegger

Mag. Harald Russegger ist technik-affiner Psychologe, IT-Experte & Datenmanager (www.bitdynamo.com), Race-Copter-Enthusiast, Videofilmer und Maker. Seine Leidenschaft gilt dem Ausprobieren und Kombinieren ausgefallener, neuer technischer Möglichkeiten und deren Anwendung. Er betreibt den Maker News Channel: http://www.makerTV.at