Trotz der Bemühungen staatlicher Stellen und betroffener Unternehmen hat sich das Internet in den letzten Jahren zu einem wichtigen Medium extremistischer Bewegungen entwickelt. Neben dem Freundeskreis zählen soziale Netzwerke und digitale Foren inzwischen zu den wichtigsten Quellen radikalen Gedankenguts. Extremist_innen aller Couleurs versuchen vorhandene Frustra-tionen von Jugendlichen anzusprechen und diese dann an ihre ideologischen Inhalte heranzuführen. Sowohl politische Extremist_innen als auch islamistische Gruppierungen wie z.B. die Muslimbruderschaft konzentrieren sich bei der Verbreitung ihrer Botschaften vor allem auf Facebook, Twitter und YouTube. Sobald sich neue Angebote im Internet etablieren, werden sie auch rasch von extremistischen Organisationen genützt.
Rechtsradikale Websites fokussieren sich meist auf Themen wie Überfremdung, die Rolle des Islam in Europa, den Einfluss der USA auf die europäischen Regierungen und haben vor allem durch das Asylthema Auftrieb erhalten. Antisemitismus zeigt sich meist nur verklausuliert durch undifferenzierte Kritik am „Finanzkapitalismus“ und Verschwörungstheorien. Während Foren meist sparsam mit Graphiken und Bildern umgehen sind die Homepages radikaler Gruppen durch einschlägige Symbole und Bilder einfach zu identifizieren. Aufgrund der unterschiedlichen Gesetzeslage werden viele dieser Websites in den USA betrieben und verbreiten ihre Inhalte daher in Englisch. Dabei ist zu beachten, dass bereits der Gebrauch bestimmter Symbole oder Inhalte, etwa die Verharmlosung nationalsozialistischer Verbrechen, strafbar sein können.
Linksextremisten werben meist mit dem Kampf gegen „Rechts“, gegen den „Neoliberalismus“ oder für soziale Gerechtigkeit oder Tierrechte. Hinter diesen Anliegen verstecken sich manchmal Aufrufe zur Gewalt, etwa in Form von Sabotageakten oder Angriffen auf Personen. Dschihadistische und salafistische Gruppen verwenden im Internet oft einschlägige Symbole, Bilder und Videos aus dem Irak oder Syrien. Dabei greifen die Extremist_innen bewusst auf Stilmittel zurück, die der Lebenswelt der Jugendlichen entstammen, etwa aus Musikvideos oder Computerspielen. Der „Islamische Staat“ und die Al-Qaeda haben vor allem ihre Propagandavideos in den letzten Jahren deutlich professionalisiert und auch den Sehgewohnheiten Jugendlicher angepasst. Der Nahostkonflikt wird von Islamist_innen außerdem als Rechtfertigung für antisemitische Inhalte gebraucht.
Aufgrund der jüngsten Verschärfungen des österreichischen Strafrechts können bereits öffentliche Aussagen, die als Verhetzung oder als Hasspostings gewertet werden, strafbar sein.
Da sich Jugendliche den extremistischen Inhalten im Internet kaum entziehen können, sollten sie schon frühzeitig für den kritischen Umgang mit derartigen Themen gestärkt werden. Dazu gehört neben der Sensibilisierung auch der proaktive Umgang mit den dahinterstehenden Ideologien. Extremistische Neigungen zeigen sich oft auch in anderen Lebensbereichen, etwa durch soziale Isolation oder Gesprächsverweigerung, und können daher meist frühzeitig erkannt werden. Die Beratungsstelle Extremismus des Bundesministeriums für Familie und Jugend (BMFJ) bietet hierbei Unterstützung für betroffene Eltern oder Familienangehörige in mehreren Sprachen an (www.beratungsstelleextremismus.at oder 0800 20 20 44).
Hilfreiche Links:
Meldestelle für Kinderpornografie und Nationalsozialismus – stopline.at
Meldestelle für NS-Wiederbetätigung
Jugendschutz.net – Politischer Extremismus
Hass im Netz – hass-im-netz.info
klicksafe.de – Rechtsextremismus
saferinternet.at – Radikalismus
Dieser Artikel ist dem eBook: leben.lernen.spielen – Familien in der digitalen Welt entnommen.