Fünf Jahre Snapchat – eine Erfolgsgeschichte

„Du kannst die verrücktesten Dinge in deinen Snaps – also Fotos und Videos – machen und keinen interessiert es“, so der Schüler Joshua Arntzen bei der heurigen re:publica. (Aufzeichnung siehe https://re-publica.de/file/republica-2016-joshua-arntzen-snapchat-erwachsene). Warum ist die App aber trotzdem eine zunehmend beliebte bei Jugendlichen? Dazu zunächst ein Blick auf die eigentlich erst sehr kurze Geschichte der App:

Evan Spiegel (*1990) besuchte schon in der Schule Designkurse. Später wurde der Sohn aus einer Anwaltsfamilie auf die renommierte Stanford-Universität aufgenommen. Im April 2011 präsentierte er eine neue App namens Snapchat in einem Kurs zu Produkt-Design an der Uni Stanford. Fünf Monate später wurde die App dann veröffentlicht und hatte ein knappes Jahr danach schon 12 Millionen UserInnen. Im November 2013 bot Mark Zuckerberg drei Milliarden Dollar für Snapchat, Spiegel der inzwischen längst – ohne Abschluss – Stanford verlassen hatte, lehnte ab (mehr Details zur Geschichte siehe hier). Im gleichen Jahr wurde eine Sicherheitslücke publik: Trotz der Zusicherung, dass die Bilder eben nur maximal 10 Sekunden für andere nutzbar sind, wurden diese für andere sichtbar (siehe hier) – die Lücke wurde repariert, den rasanten Anstieg der NutzerInnen konnte der Skandal nicht aufhalten.
Aktuell hat Snapchat weltweit über 200 Millionen NutzerInnen. In Deutschland sind es etwa 4,6 Millionen NutzerInnen (sechs Prozent aller Deutschen, die online sind). Laut dem Fachmagazin rund um Digitales t3n werden täglich sieben Milliarden Videoschnipsel sowie etwa 9.000 Fotos pro Sekunde produziert.
Mit Snapchat können flüchtige Momente als Bild oder maximal 10-Sekunden-Video aufgenommen und für andere NutzerInnen sichtbar gemacht werden.

Wer Bilder in einer „story“ speichert – dort können auch mehrere Bilder kombiniert bzw. Videoschnipsel dazu gefügt werden – macht diese für 24 Stunden abrufbar. Zugesandte Bilder können via Screenshot am eigenen Smartphone gespeichert werden. Snapchat bietet verschiedene „Filter“ sowie kreative Effekte, um aufgenommenes Material zu bearbeiten und zu ergänzen. Von seinem Image als „Sexting-App“ hat sich Snapchat schnell gelöst und wurde innerhalb der letzten zwei Jahre zunehmend stärker auch im Marketing genutzt oder etwa im Wahlkampf.
Mit der aktuellsten Version von Snapchat können auch Videochats geführt werden bzw. sind Gespräche möglich.
Trotz oder gerade wegen seiner Flüchtigkeit wird Snapchat also immer intensiver zum Storytelling genutzt, eine Funktion die in den letzten zwei Jahren nach und nach auch von Universitäten und Schulen bzw. von der Wissenschaft genutzt wird (siehe dazu diese Zusammenstellung: Ein von mir zusammengestelltes, für Kommentare offenes Google-Doc). Hier liegt sicher noch ein großes Potential dieser App.

65 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in den USA nutzen Snapchat – auch im deutschen Sprachraum ist die App am Weg zur beliebtesten App. Für Eltern gilt der Rat wie bei jedem neuen Medium: Selber ausprobieren und/oder sich von den Kindern erklären lassen. Hilfreich sein kann zudem einen Leitfaden wie diesen von Saferinternet.at gemeinsam durchzusehen und darüber zu diskutieren. Wobei ich selber snapchat etwa mit meiner Tochter#1 (18) nutze und wir so in einer spannenden und sehr unmittelbaren Weise etwas voneinander mitbekommen… kann ich nur empfehlen 😉

P.S.: Am 28.4.2016 fand ein Webinar zum Thema statt. Die Aufzeichnung kann hier gesehen werden.


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Christian F. Freisleben

Mag. Christian F. Freisleben-Teuscher; halbtags an der FH St. Pölten im Bereich Hochschuldidaktik und E-Learning tätig sowie freiberuflich als Berater, Referent, Trainer und Journalist mit den Schwerpunkten Bildung, Gesundheit, Soziales sowie Nutzung von Web 2.0 sowie von Angewandter Improvisation in diesen Feldern. http://www.improflair.at