Um in den Weiten des Internets Sätze wie „du bist so fett und hässlich“ oder „dich krieg ich schon noch“ zu finden, muss man leider nicht besonders lange suchen. Beschimpfungen von Religionen, Frauen, denen Vergewaltigungen gewünscht werden, bis hin zu Morddrohungen – es gibt nichts, das es nicht gibt. Die Betreiber der Webseite mimikama, die mit „Zuerst denken – dann klicken“ falsche Gerüchte im Netz aufdecken, haben kürzlich auf Facebook veröffentlicht, womit sie konfrontiert werden: „Mittlerweile ist es so, dass wir Angst haben, wenn wir unser Büro verlassen, da man nie weiß, wer vor der Türe wartet. Die letzte Mail, die uns erreichte, beinhaltete folgenden Satz: “Seht das als letzte Warnung […]“
Hass ist ein altes Phänomen, das Internet bietet nur neue Formen, ihn zu verbreiten: Cybermobbing, Hetzparolen oder Drohungen, es gibt viele Möglichkeiten, jemanden über das Internet zu beleidigen, schlecht zu machen oder zu ihm drohen. Die sozialen Netzwerke machen es so einfach wie nie, Ärger, Wut oder Hass in die (digitale) Welt zu schreien. Im Jahr 2015 wurden doppelt so viele Vorfälle von Hass im Netz verzeichnet, wie im Vorjahr (vergl. Zara Rassismus-Report, 2015). Zwei Drittel davon haben fremdenfeindlichen Hintergründe: Hauptziel der Attacken sind Flüchtlinge und ihre Unterstützer. Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen, sind ebenfalls ein beliebtes Ziel für Angreifer. Cybermobbing kann vor allem Jugendliche betreffen.
In ihrem Buch „Hass in Netz. Was wir gegen Mobbing, Lügen und Hetze tun können“ unterscheidet die Journalistin Ingrid Brodnig zwischen zwei Haupttätern: „Trolle“ sind diejenigen, denen es einfach Spaß macht, mittels Kommentaren in Internet Ärger zu machen. Den „Glaubenskriegern“ geht es in erster Linie darum, ihre Meinung zu verbreiten; eine andere kann/darf/soll es nicht geben. Dass es so vielen Menschen offenbar viel leichter fällt, online abfällige Bemerkungen zu posten, als im realen Leben, liegt nicht nur daran, dass das Internet Anonymität bieten kann. Ohne direktes Gegenüber, und damit ohne direkte Reaktion, bemerkt man oft gar nicht, welche Wirkung eine Aussage haben kann. Wenn der Täter, wie es bei z.B. bei Cybermobbing oft der Fall ist, bekannt ist, kann es helfen, ihn in der realen Welt anzusprechen und darauf hinzuweisen.
Als Antwort auf diese Hassreden im Internet gibt es die europaweite Kampagne „No Hate Speech Movement“, an der auch das Bundesministerium für Familien und Jugend teilnimmt. Dabei setzen sich Jugendliche für Respekt und Gemeinschaft im Internet ein. Bei der diesjährigen Sommeraktion können Jugendliche Bilder und Videos zum Thema #NoHateSpeech posten und z.B. zeigen, wie Hassreden gestoppt werden können oder warum ein respektvoller Umgang miteinander auch im Internet besonders wichtig ist.
Was ist bei Hass im Netz zu tun? Wichtig ist es, sich nicht davon infizieren zu lassen. Hass ist die falsche Reaktion auf Hass. Sind Kinder von Hass im Netz betroffen (ob als Opfer oder als Täter), müssen Eltern unbedingt Ruhe bewahren, mit dem Kind sprechen und es ernst nehmen. Gemeinsam überlegen sich Eltern und Kinder die nächsten Schritte. Unterstützung durch die Eltern ist in jedem Fall besonders wichtig.
Die Familienberatung hilft in Fällen von Extremismus, auch präventiv:
https://www.familienberatung.gv.at/beratungsstelleextremismus/
Eine Meldestelle für NS-Wiederbetätigung bietet das Innenministerium auch online: http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_Verfassungsschutz/meldestelle/start.aspx