#Kids #digital #genial – Das Lexikon von App bis .zip

Kürzlich ist das handliche Lexikon für Kinder „#Kids #digital #genial – Das Lexikon von App bis .zip“ erschienen.

Digi4family hat mit der Autorin Jessica Wawrzyniak ein Interview geführt.

Du bist ja Medienpädagogin. Was hat dich dazu bewogen, das Buch #Kids #digital #genial zu schreiben?

Ich war einige Jahre an Schulen unterwegs und habe in unterschiedlichen Jahrgängen Workshops zu Cybermobbing, Sexting und dem Schutz der eigenen Privatsphäre durchgeführt. Dabei habe ich mitbekommen, wie Kinder sich im Netz verhalten und wieso sie sich so verhalten. Erschreckend für mich war: Einige Kinder stellen ihre Profile bei Instagram & Co. ganz bewusst auf „öffentlich“, damit sie mehr Aufmerksamkeit – mehr Klicks und mehr Likes – bekommen. Dass Fremde ihre Fotos sehen, ist somit ihr Ziel und dass ihre Fotos auf verschiedene Weisen missbraucht werden können, wird (teilweise bewusst) in Kauf genommen. Hier sehe ich mich und andere Medienpädagog_innen in der Verantwortung ein Umdenken zu erzielen.

Außerdem ist mir häufig aufgefallen, dass Kindern vor allem technische Begriffe nicht klar sind. „Browser“ wird mit „Internet“ gleichgesetzt, was ein Algorithmus ist, wissen die Wenigsten und von „Cookies“ haben die meisten schon gehört, erklären können sie den Begriff aber nicht. So kam mir die Idee, verschiedene Begriffe – technische sowie gesellschaftliche Phänomene – leicht verständlich für Kinder zu erklären. Ich habe angefangen den Blog #Kids #digital #genial (www.kidsdigitalgenial.de) zu schreiben und dort ein Online-Lexikon zur Verfügung gestellt. Doch in Schulen bekommen Blogs bisher noch weniger Aufmerksamkeit als Bücher, deshalb habe ich an einem regionalen Wettbewerb für Medienprojekt teilgenommen, um eine Anschubfinanzierung für ein Buchprojekt zu bekommen – und das hat geklappt.

Wer sollte das Buch lesen? Kannst du kurz beschreiben, worum es inhaltlich geht?

In dem Buch werden Grundlagen in den Bereichen Mediennutzung und Datenschutz gelegt. Insgesamt werden über 100 Begriffe erklärt, die immer wieder in Bezug zueinander gebracht werden. Die kurzen Texte funktionieren auch einzeln, aber zusammen ergeben sie ein Gesamtbild. Es geht nicht um einzelne Apps oder Online-Angebote, denn welche Dienste Kinder nutzen, verändert sich ständig. Das Grundwissen darüber, wie man seine Privatsphäre schützen kann und verantwortungsbewusst handelt, bleibt immer gleich. Die Leserinnen und Leser sollen verstehen, wie Medien „hinter den Kulissen“ funktionieren, wie wertvoll private Daten sind und wie sie sich und andere schützen können.

Die Texte sind leicht verständlich formuliert, sodass sie – mit pädagogischer Begleitung – für Kinder ab 8 Jahren geeignet sind. Kinder ab 11 Jahren können auch schon selbstständig mit dem Buch arbeiten. Nachdem die erste Auflage von 8.000 Exemplaren bereits verkauft ist, zeigt sich aber, dass sich auch Eltern und Großeltern über die einfach zu lesenden Texte freuen. Das Buch eignet sich also für Interessierte jeden Alters.

Warum ist Datenschutz gerade für Kinder und Jugendliche ein wichtiges Thema?

Wie bereits erwähnt, muss ein Umdenken stattfinden. Viele Menschen argumentieren häufig mit „Na und? Ich hab‘ doch nichts zu verbergen.“ – und das ist falsch! Wie viel wir tatsächlich zu verbergen haben, ist vielen Erwachsenen nicht bewusst und Kindern noch weniger. Die Daten von Kindern sind nicht nur besonders schützenswert, weil sie in ihrem Alter besonderen Gefahren ausgesetzt sind, sondern auch, weil ihre Daten von klein auf gesammelt und analysiert werden können. Je mehr Informationen über eine Person zur Verfügung stehen, desto angreifbarer, manipulierbarer und entmündigter wird sie. Wir sind für uns selbst und für andere verantwortlich – auch im Netz. Schon früh ein Bewusstsein für private Daten zu entwickeln und verantwortungsvoll zu handeln, ist ein großer Teil der „digitalen Mündigkeit“. Wer sorgsam mit persönlichen Informationen umgeht, ist z.B. auch für Cybermobbing und ähnliche Phänomene weniger angreifbar.

Du arbeitest für https://digitalcourage.de/. Ihr engagiert euch bereits seit 1987 für Datenschutz. Kannst du skizzieren, welche neuen Herausforderungen in den letzten Jahren entstanden sind?

In letzter Zeit versuchen Politiker_innen oft gesellschaftliche Probleme mit Technik zu lösen. Das kann nicht funktionieren. Deshalb müssen wir oft gegen Gesetzentwürfe ankämpfen, die anlasslose Massenüberwachung zur Folge hätten – obwohl es Lösungen gibt, die unseren Grundrechten nicht schaden. Ein anderes Problem ist, dass viele Menschen noch nicht verstanden haben: Datenschutz ist Menschenschutz. Wer wissen über uns hat, hat Macht über uns. Es gehört zu unserer Menschenwürde, zu entscheiden, wer was über uns wissen darf. Andernfalls sind wir nicht frei. Damit zusammenhängend ist es auch eine große Herausforderung Überzeugungsarbeit zu leisten, um die Verbreitung privater Daten zu unterlassen, obwohl „alle“ es so machen – z.B. nicht Facebook, WhatsApp, Instagram & Co. zu nutzen, obwohl „alle“ dort sind.

Wo kann man das Buch beziehen? Wo bekommen Eltern und Jugendliche weitere Infos zum Thema?

Das Buch kann im Buchhandel und versandkostenfrei in unserem Online-Shop (https://shop.digitalcourage.de/) erworben werden.
Für die Bestellung von Klassensätzen bieten wir einen Mengenrabatt an.

#Kids #digital #genial – Das Lexikon von App bis .zip 2. erweiterte Auflage, Juli 2019
Softcover, 96 Seiten
ISBN: 978-3-934636-20-0

Einzelpreis: 3,85 EUR
Bestell-Link zum Teilen: https://shop.digitalcourage.de/kids-digital-genial.html

Weitere Informationen:


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David Röthler

Mag. David Röthler ist Universitätslehrbeauftragter, Erwachsenenbildner und Berater. Seit 20 Jahren beschäftigt er sich intensiv mit Gesellschaft und Internet, er hat Lehraufträge an Universitäten in Österreich und Deutschland; Themen: Journalismus, Politik, Bildung. David Röthler sammelt Erfahrungen mit neuen Formaten und Methoden: MOOCs, Flipped Classroom, Live-Online-Lernen (Webinare)… Er ist Mitgründer und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Milenu.at GmbH, Salzburg; Mitglied von ikosom.de – Institut für Kommunikation in sozialen Medien, Berlin sowie Vorstandsmitglied und Projektmanager von WerdeDigital.at, Wien ; persönliches Weblog: david.roethler.at