Seit es Kurznachrichten gibt, werden Nachrichten genau das: kürzer. Und wem YOLO, TGIF und HDGDL noch zu lang sind, der kann sich mit Bildern helfen. So genannte Emojis können die Kommunikation via SMS oder WhatsApp wesentlich erleichtern. Eine Nachricht mit dem Bild eines wutschnaubenden Gesichts zu verstärken, kann der Aussage Nachdruck verleihen – blöd nur, wenn die Bedeutung eigentlich eine andere ist.
Das „Wort des Jahres 2015“ in Großbritannien war das „Tränenlachende Smiley“. Das zeigt ziemlich gut, wie wichtig diese kleinen Bilder mittlerweile geworden sind. Und ohne Zweifel: durch Emojis kann man den Inhalt einer schriftlichen Nachricht um genau den Aspekt erweitern, der ihr sonst fehlt. Ein Text gibt nur Inhalt wieder, Gestik, Mimik oder Stimmlage kann man nicht übermitteln. Trauer, Angst oder Liebe können mit einfachen Zeichen ergänzt werden. Vor allem unter Jugendlichen ist diese Form des Ausdrucks nicht mehr wegzudenken. Keine Emojis zu benutzen, gilt schon fast als unhöflich.
Um eines zu klären: der Übergang zwischen den Begriffen „Emoji“ und „Emoticon“ ist fließend. Emoticons sind verschiedene Zeichenkombinationen, die meistens ein Gesicht darstellen. Das 🙂 ist wohl das gängigste davon. „Emojis“ sind mehr oder weniger die Weiterentwicklung davon: auf Smartphones werden mittlerweile nicht nur Smileys durch Bilder ersetzt, es gibt auch Zeichen für etliche Sportarten, verschiedene Speisen und sämtliche Flaggen der Welt.
Das durchschnittliche Smartphone kennt mehr als 1000 Emojis – die jeweiligen Benutzer_innen meistens wesentlich weniger. Ursprünglich stammen die Zeichen aus Japan, dem Land der (japanischen Puppen), den(traditionellen japanischen Windsäcken) und dem(japanischen Mondfest). Und weil die lustigen Zeichen am Handy sich stark an ihrem „Heimatland“ orientieren, kommt es leicht zu falschen Interpretationen.
Das „wutschnaubende“ Gesicht verstehen viele als Ausdruck von sehr starkem Ärger – vergleichbar mit dem eines Stiers, der einem Torero gegenüber steht. Gedacht ist es allerdings als Zeichen von Triumph bzw. Erhabenheit. Die offizielle Bezeichnung „Face with look of triumph“ („Gesicht mit triumphierendem Ausdruck“) verrät das. Auch bei dem Bild der Dame, die ihre Hand nach oben hält, scheiden sich die Geister. Offziell ist sie die „Person am Informationsschalter“. Verwendet wird sie eher um „mir egal“ zu sagen, „frech“ zu sein oder einfach um die Geste darzustellen, mit der man sich die Haare zurückstreicht.
Und genau in diesen Unklarheiten liegt auch das Problem der Emojis: die eigene Deutung muss nicht zwangsläufig mit der des Empfängers übereinstimmen, vor allem, wenn es sich um generationsübergreifende Unterhaltungen handelt. Im schlimmsten Fall beleidigt man sein virtuelles Gegenüber, ohne es zu wissen. Mitunter resultiert aus der abgebildeten Zeichenfolge auch einfach ein großes Fragezeichen. Beides ist wenig wünschenswert. Wer sich ganz genau informieren will, findet im Netz schnell Listen mit den richtigen Bedeutungen von Emojis – oder fragt einfach seine Kinder. Im Zweifelsfalls gilt: wenn ich nicht weiß, was es heißt, sollte ich es lieber nicht verwenden. Und: Kinder finden Eltern schrecklich peinlich, die unzählige Kussmünder und Herzen in jede Nachricht packen. Ja, Emojis sind toll. Aber man darf es nicht übertreiben.
Liste sämtlicher Emojis mit Erklärungen: http://www.typografie.info/3/page/artikel.htm/_/wissen/unicode-emoji-deutsch