Schulden(-prävention): Herausforderung für die Geldbörse von Kindern und Jugendlichen

Thomas, 23 Jahre, Einzelhandelskaufmann. Monatliches Einkommen 1.200 EUR netto, monatliche Fixausgaben 1.100 EUR netto. Was folgt? Kontoüberzug, Umschuldungskredit, Delogierung, Arbeitsplatzverlust.

Ein Einzelfall? Wohl kaum!

Jährlich rund 60.000 Personen erhalten Unterstützung durch eine staatlich anerkannte Schuld-nerberatung. Bei 8- bis 9.000 Personen wird jedes Jahr ein Schuldenregulierungsverfahren (Privatkonkurs) eröffnet.

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Bild: Empty Pockets by Richie Diesterfeft CC by SA, flickr.com

Mehr als ein Viertel der unterstützten Personen durch die Schuldnerberatung sind unter 30 Jahre alt. Ver- und Überschuldung ist schon in jungen Jahren ein riesiges Problem mit weitreichenden Folgen für junge Erwachsenen, deren Umfeld und schlussendlich auch für die Volkswirtschaft.

Die Gründe für Überschuldungen sind unterschiedlich: z. B.: Einkommensver-schlechterung, nicht kompetenter Umgang mit Geld, gescheiterte Selbständigkeit, Bürgschaften. Wer die Schuld an den Schulden trägt – also Gläubige_r, der/ die (junge) Schuldner_in selbst, das soziale Umfeld oder die Familie, kann nicht so einfach beantwortet werden. Jedenfalls zeigt sich, dass das ökonomische Wissen und die Fähigkeit mit Geld kompetent umzugehen bei Jugendlichen gelinde gesagt ausbaubaufähig sind.

Aber was hat das mit der digitalen Welt zu tun?

Die zunehmende Virtualisierung des Alltags und die Digitalisierung der Gesellschaft beeinflusst(e) auch massiv den Finanzbereich und somit unser Geldleben: Zahlreichen Anwendungen erleichtern unseren Finanz-Alltag, sind jedoch zugleich für manche schwer durchschaubar und können mitunter zur Schuldenfalle werden.

Bargeldloses Zahlen und Onlineshopping

Für viele ist bargeldloses zahlen oder bezahlen mittels Kreditkarte bzw. Direktüberweisung beim Onlineshopping eine bequeme Selbstverständlichkeit. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass man den Überblick über seine Finanzlage sehr schnell verliert und am Ende mehr Geld ausgibt als man am Konto hat. Man überzieht dadurch sein Konto. … und das kostet sehr viel: In der Regel belaufen sich Kontoüberziehungszinsen auf 9 bis 13,5 Prozent, bei Kontorah¬menüberschreitung sogar bis zu 20 Prozent.

Tipps:

• Mit Kindern besprechen, was einzelne Dienstleistungen kosten. (z. B. Kinokarte)
• Kinder/Jugendliche bei der Führung eines Einnahmen-/Ausgabenbuches unterstützen
• Kontostand vor Zahlungen checken

Kostenfalle Smartphone und Internet

Viele Smartphones werden von Telefonanbietern kostenlos in Kombination mit einem Tarif angeboten. Vor Abschluss eines Vertrages sollte man eruieren, was das Telefon ohne Vertragsbindung kostet und die Angebote mehrerer Netzanbieter vergleichen. Zudem muss man bei Verwendung von Smartphones im (EU-)Ausland vorsichtig sein – “mobile Daten” bei Überschreitung der Grenze deaktivieren! Das kann sonst sehr teuer werden!

Die wichtigsten Roaming-Regeln: geldundso.at – Roaming

Internetabzocke, Mehrwertdienst-Abofalle und Co.

Auch Personen und Dienste, deren Ziel es ist durch Trickbetrug andere bewusst in die Geldfalle zu locken, lauern im Internet. Hiergegen gibt es keinen 100-prozentigen Schutz, aber Regeln des Offline-Alltags gelten auch für das Netz: (Persönliche) Daten nur an jene weitergeben, die man kennt und sich nur dort aufhalten, wo man sich sicher fühlt.

Infos kompakt zum Thema „Betrug im Internet”: saferinternet.at/internet-betrug

Trotz dieser Gefahren und Herausforderungen durch die zunehmende Digitalisierung ist durch sie auch der Zugang zu (altersgerechten) Schulungs-, Aufklärungs- und Präventionsangeboten sehr einfach geworden:

geldundso.at: Auf dieser Webseite geht es um Geld und den Umgang damit, um Wirtschaft und um Banken. Neben kurzen Artikel für Kinder und Jugendliche findet man auch interaktive Quizzes und co.
cure-runners.at : Kostenloses Smartphone-Game, das Interesse für Geld weckt.
• Privatverschuldung (aws.ibw.at): Mehrseitiges PDF mit Tipps, Tricks und didaktischen Möglichkeiten das Thema mit Kindern und Jugendlichen zu bearbeiten.

Quellen:

• ASB Schuldnerberatungen GmbH (2015): asb Schuldenreport 2015
• Gaulhofer, K. (2015) in diepresse.com: Bildung: Keine Ahnung von der Wirtschaft

 

Dieser Artikel ist dem eBook: leben.lernen.spielen – Familien in der digitalen Welt entnommen.

P.S.: Am 1. Dezember 2016 findet ein Webinar zum Thema „Kommerzialisierung der Kindheit“ statt.


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Stefan Schmid

Lehrkraft an der BHAK Wien 11, Hochschullehrkraft und Vortragender zu Didaktik, eLearning und Financial literacy an der PH Wien (IBB – Informations- und Kommunikationspädagogik), Onlinecampus Virtuelle PH, FH Burgenland (Masterstudiengang Wissensmanagement), für Banken, NPOs, ibw (WKÖ) usw., Mitarbeit am ZLS (Entwicklungsbegleitung der österreichischen Neue Mittelschulen NMS) Gewinner des Samsung mobile learning award 2015