Integration und Spracherwerb von geflüchteten Familien unterstützen

Vor dem Hintergrund der zahlreichen Geflüchteten, die derzeit nach Deutschland kommen, sehen sich viele Menschen in der Pflicht, ihren Beitrag zu leisten, den Neuankömmlingen den Einstieg in unser Land zu erleichtern und ihnen bei einer erfolgreichen Integration zu helfen. Gerade weil das Internet das Medium ist, das die meisten Flüchtlinge direkt erreicht, ist im Laufe des letzten Jahres eine Reihe von digitalen Angeboten für geflüchtete Familien erschienen. Auch SIN-Studio im Netz stellet kostenlose Angebote zur Verfügung, die hier kurz vorgestellt werden sollen. Das SIN-Studio im Netz e.V. ist eine in Deutschland bundesweit agierende medienpädagogische Facheinrichtung. Es konzentriert als anerkannter Träger der freien Jugendhilfe den Schwerpunkt seiner Aktivitäten auf den Bereich „Kinder, Jugendliche und digitale Medien“. Diese Angebote können auch als Anregung für engagierte Eltern, Gemeinden, Kindergärten, Initiativen etc. verstanden werden.

In Kooperation mit Münchner Kinderhorten ist das Lernspiel „Blitzbilder“ entstanden. Ziel des Angebotes ist es, den ganz Kleinen, also Kindergarten- und Vorschulkindern, auf kindgerechte Weise einfache Begriffe der deutschen Sprache zu vermitteln und ihre Freude am Spracherwerb sowie am Umgang mit Sprache zu fördern. Im Spiel werden Alltagsbegriffe in verschiedenen Sprachen akustisch und visuell erlebbar gemacht. Dazu wurden die Begriffe von Münchner Kindern gezeichnet und in insgesamt sieben verschiedenen Sprachen eingesprochen. Damit leistet das Programm einen Beitrag zur spielerischen Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache sowie zur Integration von Kindern mit Migrationshintergrund.

Darüber hinaus hat das SIN ein kreatives Medienprojekt für unbegleitete minderjährige Flüchtende in München ins Leben gerufen. Die Idee des Projektes ist es, die Münchner Willkommenskultur zu stärken und mithilfe von Smartphones oder Tablets die Stadt besser kennenzulernen. Mit Hilfe der Augmented-Reality-App „Aurasma“ ist es möglich, an bestimmten Orten sogenannte „virtual graffitis“ in Form von Text-, Bild- oder Videobotschaften zu hinterlassen. Wer diese App hat, kann diese Orte einscannen und die Botschaften lesen. Im Rahmen des Projektes hatten die beteiligten Flüchtlinge die Möglichkeit, solche „Auras“ für andere Flüchtlinge zu erstellen und somit auch Erklärungen und Kommentare in ihrer eigenen Sprache über die gewählten Orte abzugeben. Orte, die sich gut dafür eignen mit einer Aura hinterlegt zu werden, sind zum Beispiel Schilder im Umfeld der Einrichtungen, zentrale Plätze, wie Bahnhöfe mit den verschiedenen Fahrplänen, Sehenswürdigkeiten und Rathäuser oder andere administrative Einrichtungen, die für die Flüchtlinge von Bedeutung sind. Die teilnehmenden Jugendlichen waren sehr engagiert und motiviert am Projekt beteiligt und hatten große Freude beim Umgang mit dem Gerät und der App. Eine medienpädagogische Anleitung ist jedoch unabdingbar, da, auch wenn die Anleitung der App auf Englisch vorhanden war, die Bedienung manchmal nicht sehr intuitiv ist.

Außerdem wurden in Kooperation mit Pomki.de Info-Plakate erstellt, auf denen QR-Codes zu finden sind. Diese Plakate sollen vielerorts in der Stadt aufgehängt werden und den Geflüchteten durch das Einscannen vor Ort Hilfe und Anregungen bieten. Die Codes verweisen auf interessante und vielfältige Web-Seiten. Neben verschiedenen Angeboten zum Spracherwerb und Informationen zu interessanten Einrichtungen, steht auch die Freizeitgestaltung der Jugendlichen im Fokus.

Diese medienpädagogischen Angebote können auch in anderen Gemeinden gut umgesetzt werden. Am wichtigsten dabei ist der Austausch mit den geflüchteten Familien, um ihre genauen Bedürfnisse zu erkennen und diese gemeinsam abdecken zu können. Mit den modernen Medien lassen sich hier vielfältige Themen und Angebote erfassen und abdecken.

Weitere Angebote für geflüchtete Menschen und ihren Helfer_innen
scoop.it
schulbibo.de
Materialien zu „Grenzenlos Lesen“ – bvoe.at210
Deutsch als Zweitsprache – pubshop.bmbf.gv.at
DAZ-Unterricht – buchzeit.at
Lernen mit Refugees – www.bimsev.de

Dieser Artikel ist dem eBook: leben.lernen.spielen – Familien in der digitalen Welt entnommen.

PS: Am 15.9. findet ein Webinar zum Thema „Vernetztes Ehrenamt“ statt.


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Sonia Di Vetta

ist Sozialpädagogin BA, tätig im SIN-Studio im Netz e.V. (München), dort als Medienpädagogin u.a. zuständig für die Projekte „MultimediaLandschaften für Kinder (MuLa)“ und die Bildungsroute. Arbeitsschwerpunkte sind: Medienbildung, Social Media, Digitale Medien, Kinder und Jugendliche im Netz.